Wenn man sich um die entscheidenden Fragen nicht kümmern kann oder will, dann zieht man halt die Populismusschublade auf und erzählt irgendwas von „durchgehenden Achsen“ für den Radverkehr und die damit verbundene, angeblich zwingende Öffnung von Einbahnstraßen in Gegenrichtung für Radfahrer – für die Grünen „Radfahrende“ oder „Radfahrer:innen“.
Kaum regt sich berechtigter Widerstand gegen solche Projekte, kreist die ideologische Empörungskeule wild in grünen Kreisen. SZ Pirna wird dann schon mal in den Beitrag diktiert, die AfD verbreite „Falschaussagen“. Das tun wir natürlich nicht, denn die Öffnung der Gartenstraße in Gegenrichtung für Radverkehr ist und bleibt ein irres Verkehrsexperiment.
Da hilft auch nicht der grüne Verweis auf die Bundesanstalt für Straßenwesen und deren Sicht auf die „Verkehrssicherheit in Einbahnstraßen mit gegengerichtetem Radverkehr“. Die spricht in ihrem Bericht V 83 nämlich ausdrücklich von „verkehrsarmen Erschließungsstraßen“. Die Gartenstraße ist alles aber ganz bestimmt keine verkehrsarme Straße.
Die SZ bebildert ihren oben genannten Beitrag mit einem Dreirad vor untypisch leerer Gartenstraße, auf dem ein gewisser Steffen Hoffmann-Zahn vor sich hinradelt. Hoffmann-Zahn ist lokaler Ansprechpartner des ADFC. Das verschweigt die Zeitung freilich. Offen bleibt auch, wie zwei solche Dreiräder sich samt Lieferverkehr dort begegnen sollen?
Diese Vorstellung ist so weltfern wie die Öffnung der Langen Straße in Gegenrichtung für Fahrräder. Wer holpert schon freiwillig über grobes Kopfsteinpflaster, wenn nebenan „Am Zwinger“ eine asphaltierte Straße verläuft? Wer die Lange Straße dennoch für eine Abkürzung hält, nimmt schon heute den Gehweg in Anspruch. Daran wird sich nichts ändern.
Ändern, genauer verbessern, könnte man die Situation für Radfahrer in Pirna tatsächlich deutlich. Wenn man sich den tatsächlichen Baustellen widmen würde. Und das sind die fehlenden Anbindungen zum Beispiel der Ortsteile Sonnenstein, Neundorf, Rottwerndorf und das Stückwerk vieler innerstädtischer Radwege wie auf der Gorki-Straße.
Struppen ist kein Ortsteil, dennoch fehlt dorthin seit nunmehr 29 Jahren eine sichere Verbindung für Radfahrer. Wenn man es wirklich ernst meinte, würden solche Radwege längst stehen. Vom Sonnenstein könnte man eine Fahrradstraße durch den Schlosspark ausschildern und am Landratsamt in die Schandauer Straße Richtung Stadtzentrum einbinden.
Das wäre ein signifikanter Beitrag, Pirna radfreundlicher zu gestalten. In drei Jahren soll die Südumfahrung endlich fertig sein. Die Schandauer verliert dann einen wesentlichen Teil ihres Verkehrsaufkommens. Das gibt Spielraum für einen radfreundlichen „Aufstieg“ zum Stadtteil auf dem Sonnenstein. Der Ergebnisbericht zum VEP 2030 beinhaltet die Idee schon. Warum also warten?