Während der Atomausstiegsfront am Samstag in der Tagesschau und anderenmedienorts breiter Raum für ihre kindlichen Partys gegeben wurde, Luisa „der Allerletzten“ derweil der Abriss Deutschlands immer noch nicht schnell genug geht, lief eine Meldung (wenig überraschend) unter dem Radar durch: In Finnland ging der Reaktor Olkiluoto 3 ans Netz. ntv schreibt, es sei „der leistungsstärkste Atomreaktor in Europa, der nun allein etwa 14 Prozent des finnischen Stroms erzeugt“.
Das Portal vergaß freilich nicht, väterlich-wohlmeinend zu erwähnen, dass die Sache mit der Kernkraft eine sauteure Angelegenheit wäre. Im Falle von Olkiluoto seien die Kosten gar auf 6,4 Milliarden US-Dollar „explodiert.“ Wahrscheinlich hat das Nachrichtenportal einfach schon wieder vergessen, dass Deutschlands gerade im Bau befindliche LNG-Terminals längst die 10-Milliarden-Latte kratzen. Und da sind für das dort einmal anlandende Gas noch gar keine Kraftwerke gebaut.
Information am Rande: Der finnische Reaktor wurde vom deutsch-französischen Konsortium Areva-Siemens errichtet. Deutsch fällt wohl zukünftig weg, denn Robert der Kindliche hat nach dem Kernkraftausstieg konsequent auch die Forschungsmittel aus seinem Hause gestrichen. Sicher ist: Das Know-How wird sich andere Wege suchen. Apropos Weg. Eine der eifrigsten Streiterinnen für ein Deutschland der Jäger und Sammler (allerdings ohne Feuerstellen wegen Feinstaub) besucht Pirna.
Und das ist für volkswirtschaftlich interessierte Menschen ein seltener Glücksfall, der unbedingt genutzt werden sollte. Denn wann hat man schon einmal Gelegenheit, eine Piercerin und ungelernte Backwarenverkäuferin mit Fachabitur für Dienstleistung und Gestaltung zu ihren Vorstellungen einer gesicherten Energieversorgung eines Industrielandes oder auch nur unserer Stadt zu befragen. Dazu ist am 23. April, ab 11 Uhr, in der Alten Feuerwache, Gelegenheit.
„Pirna im Gespräch“, so heißt das Format, in dessen Rahmen Aimée van Baalen, Pressesprecherin und Vernetzungskoordinatorin der „Letzten Generation“, am Sonntag so etwas wie der Stargast sein wird. Bei freiem Eintritt geladen haben Bärbel Falke, Maria Giesing, Christfried Wutzler und Frank Höppner. Ein schlechtes Gewissen muss deshalb niemand plagen, das Event wird über das Bundesprogramm „Demokratie leben“ und aus Mitteln des Landes gefördert – also von uns selbst.
Damit hier von inoffiziell „Mitlesenden“ nicht falsche Schlüsse gezogen und den Staatsschützern teure Überstunden am Wochenende eingebrockt werden: „Pirna im Gespräch“ will, wie es SZ Pirna schreibt, „nicht weniger erreichen, als dass die Stadtgesellschaft wieder mehr miteinander ins Gespräch kommt und die Menschen wieder besser einander zuhören.“ Das wollen wir auch. Und wer Lust, Zeit und Nerven am Sonntagmittag hat, sollte die öffentliche Einladung dringend annehmen.