„Verwaltungsvorschläge sind die besten“

In der vergangenen Stadtratssitzung wurden die Räte mit einer Informationsvorlage beglückt, deren trockener Titel lautete: „Pirna wird smart(er) – Sachstandsbericht und Fortschreibung des Maßnahmenkatalogs“. Kaum anzunehmen, dass der Katalog von einer nennenswerten Zahl Stadträte gelesen wurde. Unser Fraktionsvorsitzender Bodo Herath hat sich die Zeit genommen und den Bericht in einem kurzem Statement aufs Korn genommen:

„Es handelt sich hier zwar nur um eine Informationsvorlage, die unserer Zustimmung nicht bedarf, bestenfalls der gefälligen Kenntnisnahme. Und deshalb habe ich auszugsweise die ‚Maßnahmeliste 2024‘ aus der Anlage zur Kenntnis genommen und will zwei drei Worte dazu verlieren. Angesichts der epochalen Überschrift möchte man fragen, Pirna soll smarter werden, noch smarter?

Vergilbte Papieraushänge in den Ortschaften oder den Schaukästen für Touristen gibt es doch schon lange nicht mehr? Oder etwa doch? Ich las von digitaler Zeiterfassung in der Stadtverwaltung, dabei kann dort noch nicht einmal erfasst werden, wie viel Zeit die Angestellten mit der Vorbereitung des Marktes der Kultur verbringen. Darauf kommen wir heute später noch zurück.

Das systematische Erhaltungsmanagement des Straßenbestandes wird in der Liste erwähnt – allerdings mit der Bemerkung versehen, ‚Einschätzung der Kosten derzeit nicht möglich‘. Da sind wir inzwischen schlauer als der vorliegende Maßnahmekatalog. 150.000 Euro kostet Pirna dieser smarte Schritt. Dafür kann oder will niemand sagen, welche personellen Einsparungen auf der Haben-Seite stehen.

Dazu passt dieser Satz aus der Vorlage: ‚Es hat sich gezeigt, dass diejenigen Maßnahmen die größten Chancen auf Umsetzung haben, welche selbst innerhalb der Verwaltung erarbeitet wurden. Aus diesem Grund wurde ein ganztägiger Workshop zur Ideenfindung in den genannten Handlungsfeldern durchgeführt.‘ Wahrscheinlich einer dieser Tage, an denen die Stadtverwaltung für Bürger unerreichbar ist. Auch smart.

Am meisten haben mir allerdings die folgenden zwei Punkte gefallen. Auf Seite 6 das ‚Live-Daten-optimierte Parken‘. Herrlich. Für das zu gut deutsch ‚teildynamische Parkleitsystem‘ ist aber leider eine Einschätzung der Kosten – wir ahnen es – derzeit nicht möglich. Die sind dafür für die ‚Ermittlung von Kühlorten in der Stadt und Erstellung einer Kühlortkarte‘ niedrig. Zu finden auf Seite 10.

Die Stadtverwaltung identifiziert dafür kühlende Orte innerhalb Pirnas. Zielgruppe: ältere Menschen und Obdachlose. Ich stelle mir also vor wie im smarten Pirna demnächst Obdachlose mit Tabletts in der Hand zielstrebig Sprühnebelstationen ansteuern, derweil Touristen zuhauf weiter analogen Parkplatzhinweisen hinterherirren. Vielleicht sollten wir einfach aufhören, für derlei Kataloge Geld und Zeit zu verschwenden.“

Nach oben scrollen